Heinz Hermann (55)
Diplom-Sozialpädagoge beim SKM Katholischer Verein für soziale Dienste Osnabrück e.V., Fachbereich Wohnungslosenhilfe
Heinz Hermann hat nicht nur Sozialarbeit studiert, sondern auch das Leben und arbeitet seit 29 Jahren in der Wohnungslosenhilfe. Vom Arbeiter bis zum Akademiker reicht die Bandbreite seiner Klienten, denen er täglich dabei hilft, sich im Leben zurecht- und manchmal sogar ins Leben zurückzufinden.
„Ich kann nicht ausschließen, selbst einmal wohnungslos zu werden.“ Starke Worte für jemanden, der einen sicheren Job beim SKM Katholischer Verein für Soziale Dienste Osnabrück e.V. bekleidet, zweifacher Vater ist und im schönen Eigenheim im Landkreis lebt. Und doch weiß er genau, wovon er spricht: Heinz Hermann hat in seinem Berufsleben einfach noch nichts nicht gesehen. Seit sage und schreibe 29 Jahren ist er bereits in der Wohnungslosenhilfe des karitativen Vereins aktiv. Im Grunde genommen sein ganzes Berufsleben lang. Und er hat schon mehrfach erlebt, wie Schicksalsschläge Menschen auch aus stabilen sozialen Umfeldern reißen können. Auch Menschen, die das selbst niemals für möglich gehalten hätten. Vom Arbeiter bis zum Akademiker, vom Jugendlichen bis zum Rentner – die Bandbreite seiner Klienten ist so breit wie das Angebot seiner Hilfe.
„Seit meinem ersten Praktikum in der Wärmstube des ehemaligen Franziskanerklosters war mir klar, dass das der Job meines Lebens ist“, erinnert sich Heinz Hermann. So wie ihm geht es übrigens den meisten, die mit dem Thema Wohnungslosenhilfe in Berührung kommen: für immer oder nie! Über die Franziskaner entstand der Kontakt zum SKM, mit der Diplomarbeit fasste er Fuß in seiner späteren Beratungsstelle. Und ist dort bis heute glücklich angestellt. Mal in Vollzeit, mal in Teilzeit – je nachdem, wie es seine persönliche Situation gerade erlaubt. „Als mein erster Sohn geboren wurde, habe ich drei Jahre Erziehungsurlaub genommen. Vor über 20 Jahren. Und als Mann! Das war da noch alles andere als selbstverständlich“, sagt Heinz Hermann. Für seinen Arbeitgeber: kein Problem. „Auf die Menschen in ihren persönlichen Lebenssituationen einzugehen, zeichnet unseren Arbeitgeber ebenso aus wie gute Bezahlung und absolute Verlässlichkeit.“
„Auf die Menschen in ihren persönlichen Lebenssituationen einzugehen, zeichnet unseren Arbeitgeber aus.“
Heute ist Heinz Hermann in leitender Funktion in der Beratungsstelle aktiv, in der sich insgesamt zehn Sozialarbeiter um die Nöte und Sorgen von Osnabrücker Wohnungslosen kümmern, immer mit dem Ziel, ihnen langfristig ein sicheres Dach über dem Kopf zu vermitteln. Manchmal klappt das nicht. Allerdings oft genug, um auch nach 29 Jahren die Motivation nicht zu verlieren. „Mein Arbeitsumfeld verändert sich ständig. Ich habe immer wieder mit interessanten Menschen zu tun“, sagt Heinz Hermann. Das und die Vielfältigkeit der Aufgaben motivieren ihn täglich aufs Neue.
Auf der Straße ist Heinz Hermann vor allem dann anzutreffen, wenn ein Notruf in der Beratungsstelle eingeht. Ansonsten finden seine Klienten den Weg zu ihm von selbst. „Wir sind so bekannt in der Stadt, dass jeder, der unsere Hilfe sucht, diese auch findet.“ In offenen Sprechstunden und Einzelgesprächen arbeitet Heinz Hermann mit seinen Klienten. Ein vertrautes Verhältnis ist dabei das A und O. Vorurteile? Fehl am Platz. Und doch ein ständiger Begleiter, etwa in den alternativen Stadtführungen, in denen Menschen gezielt mit dem Leben von „Pennern“ in Berührung gebracht werden. Respekt ist oft ein Lernprozess.
Heinz Hermann hatte von Anfang an Respekt vor dem Leben seiner Klienten. Im Rahmen seiner Diplomarbeit hat er sogar selbst einmal „auf Platte“ gelebt – nur eine Nacht zwar. Und dennoch verschafft ihm oft gerade diese Erfahrung den nötigen Respekt bei seinen Klienten.
Dass sein Job auch in der Zukunft sicher ist, ist für Heinz Hermann traurige Gewissheit. Den „alten Berber“ mit Sack und Pack auf seinem Fahrrad, den gibt es zwar kaum noch. Dafür aber immer mehr junge Obdachlose, psychisch Kranke, Flüchtlinge. Heinz Hermann ist sich sicher: „In Zukunft werden die Herausforderungen noch größer und Menschen wie wir nötiger denn je.“ Wie gut, dass es sie gibt!
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