Sandra (33)

Familienpädagogin bei der Caritas Bremen

Empathisch und einfühlsam war Sandra schon immer. Durch ihr Studium und viele Weiterbildungen hat sie ihre Arbeit als Familienpädagogin professionalisiert. Die Professionalität steht bei ihr an erster Stelle. Respekt, Wertschätzung und Nächstenliebe sind für sie keine Frage der Religionszugehörigkeit.

Anfangs hatte sie ja Vorbehalte gegenüber dem katholischen Träger, doch Sandra wollte sich lieber ein persönliches Bild von der Bremer Caritas machen. Und was sie dort kennenlernte, beeindruckte sie: „Die Caritas in Bremen ist liberal und mutig.“ Sandra hat die Erfahrung gemacht, dass ihr Arbeitgeber die unterschiedlichen Lebensentwürfe der Menschen akzeptiert, solange sie mit den Werten der christlichen Nächstenliebe vereinbar sind – und die sind für Sandra eben nicht an ein christliches Bekenntnis gebunden.

Doch Sandra war anfangs unsicher. So vermied sie zunächst, von ihrer bevorstehenden Hochzeit zu erzählen. Als sie dann im vergangenen Jahr ihre Lebensgefährtin heiratete, wurde klar, dass ihre Bedenken unbegründet waren. Die Caritas-Erziehungshilfe gGmbH gratulierte herzlich. Sandra ist froh über die Reaktion. Zwar sagt sie von sich, dass sie mit ihrer Qualifikation auch einen anderen Job gefunden hätte, doch persönlich wäre dies schmerzlich gewesen: „Die Arbeit gefällt mir sehr gut, ich liebe meinen Job. Das würde ich nicht so einfach aufgeben wollen.“

Ich habe viel Freiraum, vielfältige Kollegen und Klienten und persönliche Wünsche werden wahrgenommen.

Nach dem Master in Klinischer Sozialarbeit vor fünf Jahren unterschrieb sie einen festen Arbeitsvertrag.

Als ambulant arbeitende Familienpädagogin hat sie dabei täglich mit Familien in schwierigen Lebenssituationen zu tun. Psychische Erkrankungen, Gesundheits- und Wohnungsprobleme, Finanzsorgen, Trauer, Schulvermeidung, Drogen oder auch sexuelle Gewalt – die Bandbreite der Aufgaben ist riesig. „Ich kann mit diesen Situationen sehr gut umgehen, denn ich empfinde kein Mitleid, sondern Mitgefühl. Eine gute Abgrenzung zum Privatleben ist wichtig.“, sagt sie und freut sich, dass es bei aller professionellen Distanz und dem Auftrag zur Problemlösung auch Möglichkeiten zu gemeinsamen, schönen Unternehmungen gibt. Schließlich müsse man ja auch eine gute Beziehung aufbauen. Ziel der Beratung sei es, nicht mehr gebraucht zu werden, dafür sind regelmäßige wöchentliche Besuche, Gespräche oder auch die Selbstwertsteigerung der Klienten unerlässlich. „Ich habe zwar Kollegen, mit denen ich mich super verstehe, aber doch ist man meist als Einzelkämpferin unterwegs.“

Daher versucht Sandra, sich außerhalb ihrer 25-Stunden Woche durch ihre Hobbys und Freunde einen guten Ausgleich zu schaffen, Fernsehen sei dafür allerdings nur bedingt geeignet, schließlich könne man die Sozialarbeiterbrille dabei nicht absetzen. Stattdessen sorgen für die Weltenbummlerin vor allem zahlreiche Reisen, schwimmen gehen oder auch mal ein Abend vor der Spielekonsole für Erholung. „Bremen ist vielfältig und institutionell gut vernetzt, man kann über den Flughafen und den Hauptbahnhof auch sehr gut rauskommen.“

Die ehrgeizige Sandra nimmt derzeit ein Weiterbildungsangebot zur systemischen Therapieausbildung in Anspruch und arbeitet damit weiter an ihrer Profession.

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